Konsequenzen

Ökonomische Folgen einer Flächenobergrenze von 2,5 ha / Tag

Nach Auffassung einiger Parlamentsparteien sowie Umwelt-NGOs ist es zwingend notwendig, die im Frühjahr 2024 von Ländern und Gemeinden beschlossene Bodenschutzstrategie um eine Flächenobergrenze für die Neuinanspruchnahme zu erweitern. Als Zielwert werden 2,5 Hektar pro Tag oder 9 Quadratkilometer pro Jahr genannt. Bei Umsetzung dieser Zielmarke müsste die bislang benötigte Fläche (39,2 km² p. a.) also um 77 Prozent verringert werden. 

Das könnte allerdings zu massiven gesellschaftspolitischen und ökonomischen Verwerfungen führen. Denn da bei einer wohl weiterhin wachsenden Bevölkerung der daraus resultierende zusätzliche Wohnungsbedarf vorrangig durch Neubau gedeckt werden muss, würde die Kürzung vor allem die übrigen Flächenkategorien treffen. Die nachfolgende Simulation soll das veranschaulichen:

Simulation

Notwendige Flächenkürzungen

Beanspruchte Fläche in km² Ist 18-23 Ziel 2,5ha Abw. %
Grundstücke Einfamilienhäuser 5,7 0,5 -91,2
Grundstücke Mehrfamilienhäuser 9,1 6,0 -34,1
Grundstücke Nicht-Wohnbau 1) 9,0 1,5 -83,3
Freie Betriebsflächen 2) 10,3 0,3 -97,1
Verkehrsflächen 4,4 0,5 -88,6
Freizeitflächen 0,7 0,2 -71,4
FIA Total 39,2 9,0 -77,0

1) inkl. Friedhöfen | 2) inkl. Abbauflächen, Halden und Deponien
Quelle: BEV | Simulation: KFP

  

Mögliche Folgen
Max. 2.000 Eigenheime pro Jahr
Gleiche Gebäudeanzahl, aber 3-4 Stockwerke höher
Beschränkter Ausbau der öffentl. Infrastuktur
Verlagerung der Produktion ins Ausland
Nur noch Erschließungen im Ortsbereich
Deutlich weniger neue Parkanlagen und Sportplätze
Behinderung des Wirtschaftswachstums!

Wie die Tabelle zeigt, würde die geforderte Flächenobergrenze in erster Linie den Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern sowie öffentlicher und gewerblicher Gebäude massiv beschränken, des Weiteren den Ausbau der Infrastruktur und die Inanspruchnahme von neuen Betriebsflächen. Die Flächen müssten im Vergleich zur jährlichen Inanspruchnahme der Jahre 2018 bis 2023 für Eigenheime um rund 91 Prozent, für Nicht-Wohngebäude (u. a. Bildungs- und Betreuungseinrichtungen) um 83 Prozent verringert werden. Für die Erweiterung von Betriebsflächen stünde in diesem Fall praktisch kein Bauland mehr zur Verfügung (minus 97 Prozent geg. der jährlichen Inanspruchnahme der Jahre 2018 – 2023). Bei Verkehrsflächen wäre eine Reduktion der jährlichen Flächeninanspruchnahme um 89 Prozent notwendig.

Folge 1:

Gebremstes Wirtschaftswachstum

Die Reduktion der Flächenneuinanspruchnahme könnte das Wirtschaftswachstum bremsen, insbesondere in der Industrie. Wenn Flächen zum Ausbau der Produktion fehlen, ist mittelfristig eine Re-Dimensionierung der industriellen Produktion nicht auszuschließen, weil Teile der Fertigung ins Ausland abwandern – mit den entsprechenden Folgewirkungen auf viele andere Wirtschaftssektoren, nicht alleine für die Bauwirtschaft. Alles in allem müsste man mit weniger Steuereinnahmen rechnen, wodurch die Dotierung des Sozialetats gehörig unter Druck kommen könnte.

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Folge 2:

Behinderung des Ausbaus der öffentlichen Infrastruktur

Der Ausbau der öffentlichen Infrastruktur könnte vermutlich nur noch selektiv erfolgen. Selbst wenn man den Neubau von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, Gesundheitseinrichtungen und Mehrzweckhallen priorisiert, ist es schwer vorstellbar, alle notwendigen Projekte umsetzen zu können. Zumal in diesem Fall der Gewerbebau vermutlich nahezu zum Erliegen kommen würde.

Folge 3:

Frontalangriff auf das Einfamilienhaus

Auf der eine Seite stünden dann die Eigenheimbesitzer und ihre künftigen Erben, auf der anderen Seite diejenigen denen der Bau eines eigenen Hauses massiv erschwert oder unmöglich gemacht wird. Wenn jungen Familien der Weg zum eigenen Haus aber aus ordnungspolitischen Gründen versperrt wird und diese damit ein Lebensziel aufgeben müssen, könnte die Unzufriedenheit mit den politischen Entscheidungsträgern zunehmen, das Gefühl von sozialer Ungerechtigkeit weiter an Dynamik gewinnen.

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Folge 4:

Steigende Bodenpreise

Eine Beschränkung der Bauflächen würde zweifelsfrei den Preisauftrieb der Grundstückspreise beschleunigen, da nicht davon auszugehen ist, dass die Nachfrage synchron zum dann extrem limitierten Angebot sinkt. Damit rückt nicht alleine das politische Ziel nach „leistbarem Wohnraum“ in weite Ferne.

Folge 5:

Verlust von Arbeitsplätzen

Infolge der zu erwartenden Redimensionierung der Industrieproduktion und einer sinkenden Neubautätigkeit ist mit einem substanziellen Verlust von Arbeitsplätzen zu rechnen. Berechnungen gehen davon aus, dass mittelfristig zumindest 328.000 Jobs gefährdet wären. Davon entfallen etwa 183.000 auf die Industrie, 72.000 auf die Bauwirtschaft und 73.000 auf andere indirekt betroffene Wirtschaftssektoren.

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Folgen auf den Punkt gebracht

icon verlust jobs
Verlust von 328.000 Jobs
icon preissteigung
Rasch steigende Bodenpreise
icon politischesziel
Politisches Ziel nach „leistbarem Wohnraum“ rückt in die Ferne
icon wenigerhaeuser
-90% Einfamilienhäuser
icon gesellschaft
Enorme gesellschaftliche Sprengkraft